Tierische Gärtner: Wie Elefanten und Gorillas Wälder schützen

Am heutigen von den Vereinten Nationen ausgerufenen “Internationalen Tag des Waldes” erklärt Dr. Bradnee Chambers, Leiter des Sekretariats des Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden wild lebenden Tierarten (UNEP/CMS) der Vereinten Nationen in Bonn, warum Wald -und Artenschutz zwei Seiten derselben Medaille sind.

Sehr viele der auf der Bonner Konvention gelisteten bedrohten Arten sind Waldbewohner: westafrikanische Elefanten, Gorillas, Fledermäuse und diverse Vögel.  Die Tiere sind auf den Wald als Nahrungsquelle und geeigneten Lebensraum für die Aufzucht ihrer Jungen angewiesen, aber auch der Wald ist ohne die Tiere nicht überlebensfähig.

Ian Redmond, Artenschützer und  Botschafter der Bonner Konvention beschreibt Elefanten und Gorillas als “Gärtner des Waldes”: Elefanten leisten unschätzbare Dienste, indem sie Bäume entwurzeln. Dabei entstehen Löcher in dem Dschungeldach, so dass Sonnenlicht zu den Pflanzen am Boden durchdringt und ihr Wachstum beschleunigt.

Gorillas fressen Obst, die Samen passieren den Verdauungstrakt, um in einiger Entfernung in einem eigenen Düngerpaket deponiert zu werden. Auch fruchtfressende Fledermäuse spielen eine wichtige Rolle bei der Bestäubung von Pflanzen.

Je vielfältiger, desto besser

Waldökosysteme, die artenreichsten aller terrestrischen Lebensräume, sind oft höchst labil. Je vielfältiger sie sind, desto robuster sind sie auch. Während viele Arten in der Regel dieselbe Funktion erfüllen, kann die Entfernung eines Raubtiers, Bestäubers oder Samenverteilers eine Kettenreaktion auslösen – mit weitreichenden Folgen.

Eine Verringerung der Widerstandsfähigkeit des Waldes erhöht die Wahrscheinlichkeit von weiterem Artenverlust. Das kann sich auf dessen Fähigkeit auswirken, Ökosystemleistungen zu erbringen. Das menschliche Wohlbefinden hängt aber von der Wasseraufbereitung und der Erzeugung von Sauerstoff ab. Die Lebensgrundlage von nicht weniger als einem Fünftel der Weltbevölkerung ist direkt an Wälder gekoppelt, die zudem 300 Millionen Menschen ein Zuhause geben.

Die Abwesenheit von einem so bedeutenden Tier wie dem Elefanten kann große Auswirkungen auf den Charakter des Lebensraums haben. Das zeigt auch ein Vergleich zweier ähnlicher Waldlandschaften in Uganda. Forscher entdeckten 2004, dass die Muster der Vegetationsfolge und Regeneration in Budungo, wo es keine Elefanten gibt, völlig anders sind als die in Rabongo, wo eine große Elefantenpopulation lebt.

Tropische Wälder bekämpfen die Erderwärmung

Schätzungen zufolge sind annähernd ein Sechstel aller Treibhausgas-Emissionen auf Rodung und Waldschädigung zurückzuführen. Ein ähnlich hoher Anteil des menschengemachten Kohlendioxids kann der Atmosphäre durch Wälder als ,,Kohlenstoffsenken“ entnommen werden, weil sie Kohlenstoff binden.

Tropische Wälder tragen auch dazu bei, den Planeten zu kühlen, da große Mengen Wasser verdunsten und dabei Wolken bilden, die das Sonnenlicht der Oberfläche reflektieren.

Aber das sind nicht die einzigen Pluspunkte der Wälder: Ökotourismus ist ein boomendes Geschäft mit einem Umsatz von mehreren Milliarden Dollar pro Jahr.  Wildbeobachtung bildet einen wesentlichen Teil dieser Branche. Bei verantwortungsvollem Management profitieren alle Akteure: Die Touristen kommen in den Genuss der Naturnähe und die lokalen Wirtschaft wird gefördert.

Tiere sollten aus all diesen Gründen als wertvolles Gut gelten und nicht etwa als unbedeutend, als Belästigung oder gar Bedrohung. Besucher sind bereit, 750 US-Dollar zu zahlen, um die Berggorillas unter strengen Auflagen im Virunga-Nationalpark in Ruanda zu sehen, wo zehn Gruppen der zurückgezogen lebenden Tiere nun an menschliche Besucher gewöhnt wurden.

In den 1990er Jahren stiegen die Zahlen der Berggorillas um 17 Prozent. Der höchste Anstieg war bei den Gruppen zu verzeichnen, die an Touristen und Forscher gewöhnt waren. Ohne Gorillabeobachtung und die damit verbundenen Schutzmaßnahmen hätten die Unterarten der Berggorillas nicht überlebt.

Gorillas sind keine Haustiere

Schätzungen zufolge soll es 1.000 Berggorillas geben. Immer noch zu wenig für die Weltnaturschutzunion IUCN, um sie als nicht vom Aussterben bedroht einzustufen. Weniger rosig sind die Aussichten für die zahlreicheren Flachlandgorillas, die zwecks Buschfleisch gejagt werden und deren Lebensräume durch Abholzung und Landwirtschaft zerstört wird.

Dabei enden einige traumatisierte, verwaiste Jungtiere im exotischen Tierhandel. Die Tierbabys sehen sicherlich ansprechend aus, und Gorillas gelten als sanft. Jedoch bleiben sie nicht lange jung und süß: Die zwei Meter großen und 200 Kilogramm schweren Gorillamänner sind völlig ungeeignet für die Domestizierung.

Viele der vom Aussterben bedrohten, wandernden Tiere können nicht ohne Wälder leben, und diese brauchen ihrerseits die Tiere. Die Menschen brauchen beides, da sie zu einer gesunden Umwelt, einem angenehmen Klima, einer nachhaltigen Wirtschaft und zu einem gemeinsamen Naturerbe beitragen, das unser Leben in einer Weise bereichert, die nicht in einem konkreten Geldwert ausgedrückt werden kann.

 

 

Last updated on 21 March 2014